Die Liebesgeschichte zwischen Lausanne und dem Kino

The Lausanner
The Lausanner
Februar 28, 2022

Lausanne und das Kino, das ist schon fast eine Geschichte für sich! Es stimmt, dass zwischen den Einwohnern von Lausanne und der 7. Kunst aus vielerlei Gründen eine enge Verbindung besteht. Wenn Ihnen der Sinn danach steht, einen Filmklassiker oder eine Vorpremiere anzuschauen, dann haben Sie die Qual der Wahl, denn Lausanne ist die Stadt mit den meisten Kinosälen in der Westschweiz. Doch damit nicht genug: In Lausanne erwartet Sie auch eine umfassende Cinemathek voll von Raritäten, die es versteht, selbst die grössten Filmenthusiasten zu beeindrucken. Und zum Zeichen ihres grossen Interesses für das Kino organisiert die Stadt das ganze Jahr über entsprechende Festivals. Nicht zu vergessen sind ausserdem die in der Szene wirklich bekannten Personen mit Verbindung zu Lausanne. Hier erzählen wir Ihnen alles!

1.Eine Stadt mit 100 Jahren Kinovergangenheit

Lausanne beheimatet über 20 Kinosäle, von denen einige wirklich mythisch sind! Her mit dem Popcorn, die Vorstellung beginnt.

Le Modern Cinéma

Nach seiner Gründung im Jahr 1907 war Le Modern (das nichts mit dem in den 1980er Jahren entstandenen Cinéma X Le Moderne zu tun hatte) ganz einfach der erste, echte Kinosaal in Lausanne! Wenn Ihnen dieses Kino jedoch gar nichts sagt, dann liegt das vielleicht daran, dass das Le Modern in der rue Saint-François mehrfach den Namen geändert hat, bevor es 1969 schliesslich geschlossen wurde. Kaum vorstellbar, denn dieser Standort wird heute von einer Fast-Food-Kette genutzt!

Le Capitole

Das grösste Kino der Schweiz, das immer noch betrieben wird! Und dabei ist es alles andere als eine neuzeitliche Erscheinung, denn eröffnet wurde es bereits 1928 in der avenue du Théâtre. Le Capitole ist mit Sicherheit einer der symbolträchtigsten Kinosäle der Stadt, und ausserdem gilt es als eines der schönsten und gemütlichsten Kinos von Lausanne. In den Anfangsjahren zählte das Kino fast 1.100 Sitzplätze im Gegensatz zu den 876 Plätzen heute (naja, die Standards in Sachen Komfort haben sich eben geändert).

Le Cinéma Atlantic

In der rue Saint-Pierre gelegen und 1949 eröffnet hat das Atlantic über 58 Jahre für Begeisterung bei Filmenthusiasten gesorgt. Nach seiner Schliessung im Jahr 2007 wurde im Atlantic eine Pizzeria untergebracht, die bei den feierlustigen Bewohnern von Lausanne sehr beliebt ist. Das Lokal hat ihre authentische Ausstattung (fast) vollständig behalten, auch wenn es inzwischen renoviert worden ist. Eine erstaunliche Mischung, bei der ein paar Erinnerungsstücke an die ursprüngliche Verwendung dieses Orts erhalten werden konnten!

2. Eine Stadt, in der die sechstgrösste Cinemathek der Welt beheimatet ist

Angesichts dieses Status können Sie sich sicher vorstellen, was für aussergewöhnliche kinematographische Fundstücke hier möglich sind. Ein paar Zahlen zum Beweis: 85.000 Filme oder 700.000 Filmrollen, 2,5 Millionen Fotos, 500.000 Plakate, 26.000 Bücher, 720.000 Zeitschriften, 10.000 Drehbücher, 2.000 Filmprojektoren… Ein wahres Paradies für die grössten Kenner der 7. Kunst! Seit ihrer Gründung im Jahr 1948 ist der grösste Teil der Cinemathek im Archivzentrum in Penthaz und die meisten öffentlichen Aktivitäten finden im Casino de Montbenon statt.

Collection Cinémathèque suisse. Tous droits réservés.

3. Eine Stadt mit vielfältigen und internationalen Festivals

Es ist weithin bekannt, dass die Festivals einen zentralen Bestandteil der Kultur in Lausanne ausmachen. Und da darf natürlich auch die Welt der Filme und des Kinos nicht fehlen! In Lausanne finden das ganze Jahr über ganz vielfältige Festivals statt, die wir Ihnen hier gern vorstellen wollen.

Die Rencontres 7e Art Lausanne

Im Rahmen der Rencontres haben Sie die Möglichkeit, der 7. Kunst wirklich auf den Grund zu gehen und dabei Filme zu entdecken, die Kinogeschichte geschrieben haben. Während der gesamten Veranstaltung finden Masterclasses und Begegnungen mit Filmschaffenden statt, um wirklich in die Magie der 7. Kunst einzutauchen. Im Laufe der Jahre sind Christopher Walken, Matt Dillon, Michel Hazanavicius, Paul Auster, Agnès Jaoui, Léa Seydoux, Rossy de Palma oder Joël Coen der Einladung zu den Rencontres gefolgt. Ein wirklich einzigartiges Ereignis, das Sie nicht verpassen dürfen!

LUFF – Lausanne Underground Film & Music Festival

Dieses Festival ist vom New York Underground Film Festival inspiriert worden und hat sich dem unabhängigen Film verschrieben, der oft experimentell ist, kaum vertrieben wird und sich dem Mainstream entzieht. Ein weiterer, fester Bestandteil dieses Festivals sind die musikalischen Darbietungen unter der Leitung von Künstlern, die der Underground-Szene nahestehen.

©LUFF Festival ©LUFF Festival

©LUFF Lausanne Underground Film & Music Fsetival

Das Festival du cinéma d‘Afrique

Das Ziel dieses Festivals: Ihnen über 50 afrikanische Filme oder Filme zum Thema Afrika näherzubringen, aber nicht nur… Auf dem Programm stehen auch: Debatten, Begegnungen, Themenabende, Foto-Ausstellungen, Konzerte, Gastronomie, also genug, um dieses einzigartige Festival in der Schweiz wirklich zu geniessen!

 

©Festival Cinémas d'Afrique Lausanne ©Festival Cinémas d'Afrique Lausanne

©Festival Cinémas d’Afrique Lausanne

Andere Veranstaltungen, rund ums Kino, die Sie nicht verpassen sollten: das Festival Cinéma Jeune Public, das Tourne-films Festival und das Ciné-Festival.

4. Eine Stadt mit starken Beziehungen zu Kino-Persönlichkeiten

Lausanne steht ausserdem für Persönlichkeiten, die Kinogeschichte geschrieben haben, wie beispielsweise Jean-Luc Godard oder Vincent Perez.

Jean-Luc Godard

Jean-Luc Godard stammt ursprünglich nicht aus Lausanne, aber er ist der Stadt eng verbunden. Warum? Weil der französisch-schweizerische Regisseur und typische Vertreter der Nouvelle Vague-Bewegung aus den 1950er Jahren im Jahr 1981 einen Auftrag des Stadtrats von Lausanne annimmt: Er soll nämlich einen Werbefilm für die Stadt, in der er selbst viele Jahre verbracht hat, drehen. Die Stadt sollte vom Ergebnis nicht enttäuscht werden! Es entsteht nämlich der Film Lettre à Freddy Buache, in dem Jean-Luc Godard in 11 Minuten einen audiovisuellen Brief an Freddy Buache richtet, der seinerzeit Direktor der Schweizer Cinemathek und ein grosser Bewunderer des Cineasten ist.

In diesem Film präsentiert Godard Lausanne als „eine Stadt, die all ihre Poesie und ihre Bewohner verloren hat“. Zugegeben, das ist schon eine etwas seltsame Art der Werbung für eine Stadt! In der 6. Minute erklärt der Regisseur übrigens gerade heraus: „On n’a pas rempli la commande, mais ce n’est peut-être pas très honnête de faire une commande comme ça […] Ils seront furieux.“ [Wir haben den Auftrag nicht erfüllt, aber es ist vielleicht nicht ganz ehrlich, einen solchen Auftrag zu erteilen. […] Sie werden wütend sein.]

Und das ist nicht ohne Wirkung geblieben: Am 8. Dezember 1981 kritisieren 11 Politiker den Film –  wenn auch mit einem gewissen Augenzwinkern – mit dem Vorwurf, dass der Filmemacher die Stadt Lausanne und Freddy Buache verwechselt habe!

Vincent Perez

Der ursprünglich aus Lausanne stammende Schauspieler, Regisseur und Fotograf lebt heute in Paris. Der mehrfach für den César nominierte Vincent Perez hat schon mit Patrice Chéreau, Jean-Paul Rappenau, Ettore Scola, Régis Wargnier, Philippe de Broca, Alexandre Arcady, Roman Polanski oder Claude Lelouch … gearbeitet.

Man kennt ihn für seine Rollen in Cyrano von Bergerac, Indochine, Fanfan, der Husar, Die Bartholomäusnacht, Liebeslust und Freiheit, Dalida oder Intrige. Und natürlich aus Bienvenue en Suisse.

Allerdings ist Vincent Perez seinen Lausanner Wurzeln immer treu geblieben und deshalb hat er im Jahr 2018 das Festival Rencontres 7e Art Lausanne gegründet.

5. Eine Stadt, in der die Filmemacher von morgen ausgebildet werden

Und für diejenigen, die sich dieser Kunst verschreiben möchten, führt der Weg ebenfalls nach Lausanne! Ganz klar, denn in Lausanne werden gleich mehrere Abschlüsse angeboten, die in der Branche weltweit anerkannt werden:

Die Universität Lausanne bietet verschiedene theoretische und praktische Studiengänge sowie eine Abteilung Kino an.

An der Ecole cantonale d‘art de Lausanne (ECAL) gibt es interdisziplinäre Ausbildungen für alle Filmgenres und das bewegte Bild.

Die Ecole de Cinéma Genf, Lausanne und New York bietet verschiedene Ausbildungsgänge für zahlreiche Kino-Berufe an. Der Unterricht findet abwechselnd in der Schweiz und in New York statt.

Und bei der Fondation de formation continue pour le cinéma et l‘audiovisiuel (FOCAL), also der Stiftung Weiterbildung Film und Audiovision, wird getreu dem Stiftungsnamen eine komplette Weiterbildung in der 7. Kunst angeboten.

Zugleich ist Kino aber auch der Animationsfilm. So werden an der École Ceruleum unter anderem die Techniken für die Entwicklung und Herstellung von animierten Zeichnungen gelehrt, dies sowohl in traditioneller Form als auch mit modernen Technologien.

L'ECAL Ecole Cantonale d'Art Lausanne L'ECAL Ecole Cantonale d'Art Lausanne

©LT/www.diapo.ch, ECAL

Sie haben es bestimmt schon verstanden: Wenn Sie das Kino lieben, wird Lausanne Sie nicht enttäuschen! Mit seinen Kinosälen, der Cinemathek, den Festivals und den berühmten Persönlichkeiten lässt es sich nämlich gar nicht leugnen, dass die 7. Kunst von entscheidender Bedeutung für die Stadt ist. Und nach so vielen Worten über Filme haben wir jetzt richtig Lust auf einen schönen Abend im Kino. Sie auch?

Orte im Artikel
Entdecken Sie die Lausanners