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Lausanne zählt nicht weniger als 35 Veranstaltungssäle! Jedes Jahr finden dort zu meiner grossen Freude tolle Aufführungen statt. Aber auch nach dem Ende der Vorstellung sind diese Lokalitäten sehr interessant. Ihre Schönheit entgeht meinem Sperberauge als leidenschaftlicher Architekturfotograf nicht. Also habe ich mich auf den Weg gemacht, um die beeindruckende Architektur dieser legendären Säle zu erkunden, die uns so einige Geheimnisse verbergen. Wusstet ihr, dass sich im ersten Hochhaus der Schweiz ein Konzertsaal befindet? Oder dass sich in Lausanne der grösste Kinosaal des Landes befindet? Gerne stelle ich euch diese einzigartigen Orte vor!
Die Ursprünge des Opernhauses von Lausanne gehen auf das Casino-Theater zurück, das ab 1869 nach den Plänen von Jules-Louis Verry gebaut wurde. Der Saal mit rund 800 Plätzen wurde am 10. Mai 1871 mit einer Aufführung von Rossinis Barbier von Sevilla eingeweiht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man mit der Planung, die zu klein gewordene Oper mit ihren unbequemen und zu engen Plätzen abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die Architekten De Rahm und Peloux gewannen den 1912 ausgeschriebenen Wettbewerb mit einer Fassade, die dem Palais Garnier in Paris ähnelte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste das Projekt jedoch aufgegeben werden. Schliesslich wurde das Casino-Theater 1931 nach den Plänen von Charles Thévenaz renoviert und vergrössert. Die Kapazität des Saals wurde auf 1101 Plätze erhöht, die Einrichtung von rotem Samt und Gold auf einen Art-déco-Stil mit rosa Farbtönen umgestellt und der Name in „Théâtre municipal“ (Stadttheater) geändert. 1959 bis 1969 war Charles Apothéloz dessen Co-Direktor, bevor er die Leitung des Theaters Vidy übernahm. Die nächste Namensänderung in „Opera de Lausanne“ erfolgte 1995, als Dominique Meyer die Leitung übernahm. Der 18 Meter hohe Bühnenkäfig und die Spiegelfassade sind das Ergebnis der letzten Renovierungsarbeiten, die zwischen 2007 und 2012 nach den Plänen von Devanthéry & Lamunière durchgeführt wurden. Der Saal verfügt heute über 962 Plätze und empfängt jedes Jahr etwa 45 000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Das Kino Capitole, das sich nur wenige Schritte von der Oper Lausanne entfernt befindet, wurde ebenfalls vom Lausanner Architekten Charles Thévenaz entworfen. Um sich dem Gefälle der Avenue du Théâtre anzupassen, wurde das Gebäude nicht in die Höhe, sondern eher in die Breite gebaut. Deshalb weist es eine viel niedrigere Fassade auf, als man es von einem klassischen Kino erwarten würde. Das älteste Kino in Lausanne wurde am 29. Dezember 1928 eröffnet und bot damals 1077 Plätze, 802 im Parkett und 275 auf der Galerie. Bis 1942 umfasste der Saal auch eine Kinoorgel und einen Orchestergraben und diente als Veranstaltungsort für Konzerte, Shows und Konferenzen. Unter anderem trat Jean-Paul Sartre im Capitole auf. In den 1950er-Jahren wurde hier die erste Panoramaleinwand der Schweiz installiert. Heute verfügt der Kinosaal über 876 Sitzplätze und ist damit das grösste Kino der Schweiz. 2010 wurde das Gebäude von der Stadt Lausanne erworben. Seither wird es von der Cinémathèque Suisse genutzt.
Der Salle Métropole befindet sich im Bel-Air-Turm, dem ersten Hochhaus der Schweiz, das von Alphonse Laverrière realisiert und 1932 fertiggestellt wurde. Das Gebäude mit seinem 15-stöckigen Turm wurde bereits bei der Planung für Büros, Wohnungen (mit den damals modernsten Technologien wie Elektrizität, Kühlschrank, Dusche und Telefon), ein Restaurant und einen Veranstaltungssaal vorgesehen. Alphonse Laverrière entwarf auch verschiedene dekorative Elemente für den Saal, wie die Türgriffe aus Messing und den riesigen, mehrstufigen Kronleuchter, der sich noch heute dort befindet. In den 1930er-Jahren traten Josephine Baker und Louis Armstrong im Salle Métropole auf. Zwischen 1950 und 1988 diente er als Kinosaal. 1992 wurde der Salle Métropole für Veranstaltungen wiedereröffnet. Heute ist das Kammerorchester Lausanne darin untergebracht. Im Saal finden übrigens verschiedenartige Anlässe statt, die von Konzerten über Theaterstücke, Tanz und Gesang bis hin zu Comedyshows reichen. Nach mehrmaliger Renovierung finden heute im Salle Metropole 500 bis 2000 Personen Platz.
Das Gebäude, in dem heute das Theater Arsenic untergebracht ist, wurde 1955 von den Architekten Brugger, Perrelet, Stalé und Quillet für die mechanischen Werkstätten der Berufsschule EPSIC entworfen. Das Theater Arsenic, das sich auf zeitgenössisches Bühnenschaffen spezialisiert hat, zog 1989 in das Gebäude ein und teilte es sich mit der Westschweizer Schule für Kunst und Kommunikation ERACOM und dem Waadtländer Zentrum für industrielle Berufsbildung CFVI, die die oberen Stockwerke der Gebäudeflügel nutzten. Damals gab es in Lausanne lediglich das Stadttheater und das Theater Vidy. Das Theater Arsenic bot einen Platz für regionale Künstlerinnen und Künstler, um sich ausserhalb dieser beiden Institutionen zu entwickeln. Zwischen 2011 und 2013 wurde das Gebäude vom Architekturbüro Pont12 vollständig renoviert, wobei unter anderem das Dach angehoben und die Wärmedämmung auf den neuesten Stand gebracht wurde. Nach den Renovierungsarbeiten und ohne Mitbewohner verfügt das Theater Arsenic nun über sieben Säle sowie ein grosses Café und eine Küche. Das Gebäude ist rundum mit einem Schleier aus perforiertem, gewelltem Aluminiumblech eingekleidet.
Wie es der Name schon sagt, befindet sich das Theater Vidy nur wenige Schritte vom Strand von Vidy entfernt. Es liegt in einem Park mit vielen Bäumen und bietet einen herrlichen Blick auf den Genfersee und die Alpen. Das vom Zürcher Architekten Max Bill für den Pavillon „Éduquer et Créer“ der Schweizerischen Landesausstellung 1964 und unter Verwendung neuer Baumethoden mit Metallstrukturen entworfene Theater Vidy hätte am Ende der sechsmonatigen Ausstellungsdauer abgerissen werden sollen. Glücklicherweise gelang es Charles Apothéloz, dem damaligen Co-Direktor des Stadttheaters, die Stadt Lausanne davon zu überzeugen, das Gebäude zu erwerben, um es als Erweiterung des Stadttheaters für Forschung und Proben zu nutzen. Charles Apothéloz führte übrigens 1967 Die Chinesische Mauer von Max Frisch auf und reiste damit bis zur Weltausstellung in Montreal, wo das Theaterstück die Schweiz vertrat und als nordamerikanische Premiere aufgeführt wurde. Im Jahr 1972 wurde das Theater unter dem Namen „Théâtre de Vidy“ unabhängig und vom Centre Dramatique Romand genutzt. Im Laufe der Jahre stieg die Anzahl der Säle auf drei permanente Säle und ein Zelt. Ein neuer Saal in der Form eines Holzpavillons, der vom Labor IBOIS der EPFL unter der Leitung von Yves Weinand realisiert wurde, ersetzte 2017 das Zelt. Seine Faltenstruktur wurde so berechnet, dass die Kräfte gleichmässig auf die einzelnen Holzplatten verteilt sind. Die Wände und die elf Bögen des Daches wurden ohne Metallteile zusammengefügt.
Die Veranstaltungssäle in Lausanne widerspiegeln die hohe Dynamik der Stadt und erneuern sich ständig, indem sie ihre Geschichte mit neuem kulturellem Schaffen verflechten. Erkundet sie selbst!